Eine sehr feinfühlige Frau im Empfindungs-naturell kam zu mir. Sie fühle sich müde,
schlecht gelaunt, mißmutig. Als ich sie beschrieb, kam heraus, daß sie sich im falschen Metier arbeitsmäßig tummelte. Sie mußte in der Verwaltung mit sehr vielen Zahlen umgehen, was ihr gar nicht
lag. Aus meine Aussage hin, daß sie ein „Schöngeist“ sei, von musischen Dingen stark abhängig sei, kamen ihr fast die Tränen. Sie versuchte es im Beruf es allen recht zu machen, und war damit bei der
rauen Kollegenschar, die sie kaum beachtete, dem Verzweifeln nahe. Sie schreien nach Anerkennung, nach Lob, nach quasi imaginären Streicheleinheiten ihrer Umwelt. Diese gibt diese ihnen nicht. Und
umso mehr sie sich darin bemühen, noch besser und perfekter in ihrer Arbeit zu sei, umso schlechter geht es ihnen!“ „Keiner nimmt sie wirklich ernst!“ „Machen sie eine musische Ausbildung,
kreativ, künstlerisch. Das geht ihnen von der Hand und sie schwingen mit anderen Menschen auf der gleichen Wellenlänge!“ Das war mein Rat an sie. „Sie spielen wohl gerne Klavier, vielleicht sogar
Geige?“ „Ich liebe beide Instrumente und kann sie ganz gut spielen!“, kam von ihr verblüfft zurück. „Sie müssen ihre Arbeit nicht verlassen, wenn sie in ihrer Freizeit sich immer mehr auf das
Musizieren konzentrieren. Ihre Kollegen wissen gar nichts von ihren Talenten und werden staunen, wenn sie bei passender Gelegenheit diese mit einem musikalischen Auftritt überraschen!“ Das gefiel
ihr. Ihre leicht verhärteten Gesichtszüge wurden weicher und sie strahlte, endlich mal eine Lösung gefunden zu haben, womit sie sich einer echten Anerkennung ihrer Kollegen sicher sein
konnte.